Entsorgung von Spraydosen (Foto: kev303, iStock) (Foto: kev303 (iStock))
Die Entsorgung von Spraydosen stellt Verbraucher und Industrie gleichermaßen vor Herausforderungen
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Spraydosen richtig entsorgen Gefahr aus der Dose

Die Entsorgung von Spraydosen stellt Verbraucher und Industrie gleichermaßen vor Herausforderungen, da Behälter nur selten vollständig entleert sind. Wirkstoffe und hochentzündliche Treibmittel bergen Gefahren für Mensch und Umwelt. Wir informieren über den richtigen Umgang mit Spraydosen unterschiedlicher Herkunftsbereiche.

  • Seit 2006 werden in Spraydosen keine Halogenkohlenwasserstoffe (FCKW) mehr eingesetzt.
  • Spraydosen, die mit dem Label „Der Grüne Punkt“ gekennzeichnet sind, können über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack entsorgt werden, sofern sie restentleert sind.
  • Vor allem für gebrauchte Spraydosen, die nicht aus der Lebensmittelindustrie kommen, wird eine Entsorgung über die Sammlung im Wertstoffhof oder das Schadstoffmobil dringend empfohlen.

Geschichtliche Entwicklung der Spraydose

Im Jahr 1927 suchte der norwegische Ingenieur Erik Anders Rotheim nach einer Möglichkeit seine Skier ohne die Verwendung von Wachsblöcken gleichmäßig einzuwachsen und erfand dafür die Spraydose. Das damals noch nicht ganz ausgereifte Prinzip bestand aus einem dickwandigen Behälter, der den Inhalt bei Anbruch der Sprühdose jedes Mal vollständig entweichen ließ. Einige Jahre später brachte das von Mücken geplagte US-Militär im Pazifikkrieg schließlich den Anlass für eine Optimierung der Idee. Die Wissenschaftler Lyle Goodhue und William Sullivan schufen die „Insecticide Bomb“, die mit einem funktionierenden Sprühkopf begeisterte.

Heute ist die Spraydose aus Industrie, Handel und Haushalt nicht mehr wegzudenken. Sie findet Einsatz für das Versprühen von Flüssigkeiten in unterschiedlichsten Bereichen. Mit der Erfindung des Haarsprays um 1955 erlebte die Aerosoldose den ersten industriellen Boom. Doch auch abseits von Kosmetika fanden nach und nach andere Produkte ihren Weg in die Spraydose. Lacke, Haushaltspflegemittel, Öle und Arzneien werden heute zum Zerstäuben angeboten. Das Erfolgsrezept der Sprühdose ist das kontaktlose Aufbringen von Flüssigkeiten. Was bei Sprühsahne oder Deospray willkommener Pragmatismus ist, fungiert bei reizenden oder ätzenden Flüssigkeiten dem unbedingt notwendigen Schutz des Anwenders.

Die Spraydose hat es in sich

Ein tiefer Blick in die Spraydose hält aber auch Herausforderungen für Mensch und Umwelt bereit. In den Druckbehältern kommen unterschiedliche Treibgase zum Einsatz. Bereits Mitte der siebziger Jahre warnten amerikanische Chemiker vor einem möglichen negativen Einfluss von Halogenkohlenwasserstoffen, insbesondere Flurchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKW, auf den Sonnenschutzmantel unserer Atmosphäre. 1991 trat hierzu die HKW-Verbots-Verordnung in Kraft, die 2006 durch die Chemikalien-Ozonschichtverordnung abgelöst wurde. Damit wurde der Einsatz von FCKW in Druckbehältern schrittweise reduziert und schließlich ein gänzliches Verbot durchgesetzt.

Demnach kommen heute bei der Herstellung von Sprühdosen Treibgase wie Propan, Butan, Dimethylether oder Gemische dieser Stoffe zum Einsatz. Diese sind für die Ozonschicht unbedenklich, gehören aber zu den sog. „Klimagasen“ und sind in der Handhabung nicht zwingend ungefährlich. Die Gase sorgen dafür, dass die Flüssigkeit mit Druck durch die feine Sprühdüse befördert wird. Im Umgang mit Spraydosen gibt es also ein paar wenige Regeln zu beachten, die u. a. abhängig vom Inhalt der Dose auf den Behältern zu finden sind. Stets vermerkt sind folgende Sicherheitshinweise:

  • Behälter steht unter Druck
  • vor Sonnenbestrahlung und Temperaturen über 50°C schützen
  • auch nach Gebrauch nicht gewaltsam öffnen oder verbrennen

Befinden sich entzündliche Stoffe in der Sprühdose, wird dies mit dem Wort „hochentzündlich“, dem Gefahrensymbol der Flamme gekennzeichnet und mit diesen zusätzlichen Hinweisen versehen:

  • nicht gegen Flamme oder auf glühenden Gegenstand sprühen
  • von Zündquellen fernhalten – nicht rauchen
  • darf nicht in die Hände von Kindern gelangen

Spraydosen richtig entsorgen

Da alle Druckbehälter eine Eigenschaft eint, nämlich die Gefahr des Explodierens, könnte angenommen werden, dass Spraydosen rechtlich als gefährlicher Abfall eingestuft werden. Das ist jedoch nicht der Fall. Lediglich darin enthaltene Gase oder Flüssigkeiten werden durch die AVV gelistet und als gefährlich gekennzeichnet. Druckbehältnisse, die also noch gefährliche Stoffe beinhalten, sind demnach an eine geeignete Schadstoffsammelstelle oder bei einer Schadstoffsammlung abzugeben. Restentleerte Spraydosen können, bei entsprechender Kennzeichnung durch das Markenzeichen „Der Grüne Punkt“, über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne entsorgt werden.

Für die Entsorgung von Spraydosen, insbesondere derer, die nicht im Lebensmittelbereich eingesetzt werden wie z. B. PU-Schaumdosen, wird jedoch ausdrücklich die Abgabe der Behältnisse bei kommunalen oder gewerblichen Schadstoffsammlungen und Schadstoffannahmestellen empfohlen. Grund dafür ist das Risiko von Verpuffungen oder Explosionen, die zu Bränden in Mülltonnen und -Fahrzeugen oder Sortieranlagen führen können. Denn auch in scheinbar vollständig entleerten Dosen, befinden sich meist noch Treibgasreste oder Reststoffe, die Schäden anrichten können.

Dies stellt ebenso besondere Anforderungen an den Transport gebrauchter Spraydosen. In der europäischen Gefahrgutverordnung (ADR) sind spezielle Fahrzeuge mit Sicherheitsbelüftung vorgeschrieben, die den Abfall ordnungsgemäß zum beauftragten Entsorgungsfachbetrieb liefern. Im nächsten Schritt werden die Abfälle schließlich der Verwertung zugeführt. Auch in Hinblick auf das Recycling ist eine gesonderte Sammlung von Aerosolbehältnissen stets zu bevorzugen.

Verwertung von Spraydosen

Das Recycling von Spraydosen ist ein Best-Practice-Beispiel für das Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Der erste Schritt bei der Verwertung ist die vollständige Entleerung der Behältnisse. Vor allem hochentzündliche oder ätzende Stoffe sowie Treibgase müssen restlos abgesaugt werden. Dabei werden je nach Art der Stoffe einige zurückgewonnen, andere umweltgerecht beseitigt.

Der Prozess des Spraydosen-Recyclings

Die Behältnisse selbst bestehen aus den Ausgangsmetallen Aluminium und Weißblech. Beide Stoffe können nahezu vollständig recycelt werden, da Aluminium ein reines Metall und Weißblech ein vollwertiger Rohstoff ist. Nach einer gründlichen Reinigungen der Dosen, werden sie zerkleinert, geschmolzen und gegossen. Am Ende des Prozesses steht das Plattwalzen des Rohstoffes zu Blechen. Die Rückgewinnung und Wiederaufbereitung von Spraydosen verbraucht wesentlich weniger Energie als eine Neugewinnung der Rohstoffe und die Herstellung neuer Produkte.

Quellen

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